Mastercard schafft Maestro ab, was es Nutzern bisher erlaubt hat, die Girocard im Ausland und online zu verwenden.
Was Sie wissen müssen
- Mastercard schafft Maestro ab.
- Das System ist dafür verantwortlich, dass deutsche Girocards im Ausland eingesetzt werden können.
- Ab Juli 2023 wird diese Funktion bei vielen Millionen Girocards in Deutschland wegfallen.
- So übt Mastercard großen Druck auf die deutsche Kreditwirtschaft aus.
- Wie es aussieht, steuert VISA in eine ähnliche Richtung. Es könnte also sein, das V-Pay demnächst ebenfalls abgeschafft wird.
Wie Sie vorgehen können
- Um das Problem zu umgehen ist der einfachste Weg der Wechsel zu einer Bank, die bereits standardmäßig eine Debitkarte oder von Maestro unabhängige Karte mit dem Girokonto ausgibt, zum Beispiel Vivid oder die DKB.
- Die Einschränkung der Funktionen Ihrer Girocard lässt sich außerdem herauszögern, wenn Sie möglichst bald eine neue Girocard beantragen. Die Karte funktioniert nach Aussage von
Mastercard nämlich weiterhin völlig normal, bis die Laufzeit der Karte endet. In der Regel beträgt diese 4 Jahre.
Update 15.03.2022: Sparkasse bestätigt Abschaffung von Girocard
Sparkassen, die mit Mastercard kooperieren, werden in Zukunft vermutlich eine Kombination aus Mastercard und Girocard herausgeben.
Diese Annahme äußerte Andreas Schelling, Chef des IT-Dienstleisters der Sparkasse, gegenüber dem Handelsblatt.
„Alle Sparkassen, die heute mit Mastercard kooperieren, werden nach und nach eine Karte herausgeben, die Girocard und eine Mastercard-Debitkarte kombiniert – da bin ich mir ziemlich sicher.“
Abschaffung von Maestro & Girocard
Das V-Pay-System von Visa sowie das Maestro-System von Mastercard stellen den bis heute in Deutschland dominanten EC- und Girocards wichtige Funktionen für die Nutzung von diesen im Web und im Ausland bereit. Ohne diese Systeme könnten Sie beispielsweise im Ausland nicht mit Ihrer Girocard Geld am Automaten abheben.
Dieses System soll nun durch Mastercard bereits Mitte 2023 für komplett Europa abgeschafft werden. Genauer dürfen ab Juli 2023 keine Girocards mit dem Maestro Logo und den entsprechenden Funktionen mehr ausgegeben werden. Bereits ausgegebene Karten können bis zum Ablauf der Kartenlaufzeit normal genutzt werden.
Aus welchen Gründen schafft Mastercard Maestro ab?
Zum einen will das Unternehmen natürlich seine eigenen Debitkarten pushen und weiterverbreiten. Wie gesagt wird es ab 2023 nicht mehr reichen, die klassische Girocard etwa von Sparkasse oder Volksbank im Gebäck zu haben.
Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass Mastercard sich hier nur einem Prozess anschließt, der sowieso im Gange ist: dem Ende der klassischen Giro- und EC-Karte.
Seit immer mehr Banken (Besonders die in den letzten Jahren rapide wachsenden Direkt- und Onlinebanken) mit der Eröffnung des Girokontos automatisch eine Debitkarte herausgeben, sinkt der Marktanteil der klassischen Girocard immer weiter: Laut den Quartalsberichten von Mastercard weltweit von 602 Millionen Karten 2016 auf 404 Millionen im Jahr 2021.
Deutschland wird besonders getroffen
Kaum irgendwo ist die eigens von einzelnen Banken herausgegebene Karte – die Girocard – eine so große und verbreitete Sache wie in Deutschland. Man schätzt, hierzulande sind aktuell 100 Millionen Girocards im Umlauf und praktisch alle tragen das Symbol von Maestro oder V-Pay.
Dadurch wird die Anzahl von Karten, bei denen 2023 Online- und Auslandsfunktionalität wegfallen signifikant höher sein, als in anderen Ländern.
Lösungen und Alternativen zu Maestro & Mastercard
Wie gesagt ist der Prozess des Verschwindens der Girocard schon länger im Gang. Das haben moderne Onlinebanken wie N26 oder Vivid auch schon längst gemerkt und haben gar nicht erst mit der Entwicklung eigener Girocards angefangen – hier bekommt man mit Eröffnung des Girokontos ganz einfach eine Debitkarte von Mastercard oder VISA.
Auch ganze Länder haben sich dieser Entwicklung mitsamt ihrer Banken längst angepasst, etwa Österreich, wo die klassische EC-Karte schon vor Jahren weitestgehend aus dem Alltag verschwunden ist. Nur die alteingesessenen deutschen Filialbanken sind wie immer etwas langsamer und müssen nun irgendwie schnelle Lösungen entwickeln.
Dabei gibt es eigentlich schon lange einen Lösungsansatz – die European Payments Initiative (EPI). Eine gesamteuropäische Alternative zu Mastercard und Visa. Nur leider bekommt die Initiative bis heute nicht die finanzielle Unterstützung der Banken, die es bräuchte, um ihre Pläne umzusetzen.
Wenn sich hierbei nichts ändert bleibt am Ende nur, sich dem Druck von Mastercard und Visa zu beugen und deren Debitkarten standardmäßig mit jedem Sparkassen-, Volksbank-, Commerzbankkonto etc. herauszugeben.
Zieht Visa nach?
Bislang gibt es von Visa keine Ankündigung, denselben Weg wie Mastercard einschlagen zu wollen. Kenner des Marktes gehen aber davon aus, dass Visa V-Pay ebenfalls in nicht allzu ferner Zukunft abschaffen könnte.
Das liegt vor allem daran, dass Visa bislang genauso Schwierigkeiten wie Mastercard dabei hat, sich zum Beispiel in Deutschland Marktanteile mit den eigenen Debitkarten zu sichern. So wurden 2019 in Deutschland 67% aller Zahlungen mit der klassischen Girocard durchgeführt und nur 2% mittels anderer Debitkarten.
Ausblick & Eigene Meinung
Was bedeutet die Abschaffung vom Maestro für die Zukunft von Girocard und Finanzwesen? Unserer Ansicht nach ist es fast sicher, dass Visa und V-Pay folgen werden. Zusammen mit der Abschaffung des Magnetstreifens auf der Girocard wird diese also effektiv nutzlos gemacht. Wir können uns nicht vorstellen, dass in 5 Jahren die Girocard überhaupt noch von irgendeiner Bank herausgegeben wird.
Da die European Payments Initiative (EPI), also eine europäische Alternative zu Visa und Mastercard, niemals richtig entwickelt wurde, haben die beiden Unternehmen endgültig ein Monopol in Europa aufgebaut.
Die Frage ist außerdem, ob Deutschland auf diese Entwicklung vorbereitet ist. Schaut man sich an, wie viele Läden es nach wie vor gibt, in denen ausschließlich mit EC-Karte gezahlt werden kann, ist die Antwort ganz klar nein. Grund dafür ist übrigens, dass die Gebühren für die Ladenbetreiber bei der Zahlung mit EC-Karte lange geringer ausgefallen sind, als bei der Zahlung mit internationalen Kreditkarten. Die entsprechenden Gebühren wurden 2015 endlich durch die EU gekappt – 6 Jahre sind aber in Geschäftsjahren einfach nicht besonders lang, weswegen hier nach wie vor eine Aufholjagd stattfindet.
Abschließend gibt es gewisse Gefahren durch die umfassende Marktkontrolle von Mastercard und Visa, die sich kaum absehen lassen. Wer etwa regelmäßig eine Zeitung in die Hand nimmt, wird wissen, dass Hackerangriffe auf wichtige Infrastruktur von Behörden, Universitäten oder Unternehmen seit Jahren zunehmen. Sollten nun Mastercard oder Visa „Offline“ gehen, würde in Europa der komplette Zahlungsverkehr zusammenbrechen. Abgesehen davon handelt es sich hier natürlich auch um ein politisches Druckmittel. Sollte etwa Deutschland Entscheidungen treffen wollen, die den beiden Unternehmen finanziell schaden würden, hätten diese einige starke Gegenargumente in der Hand.
Abschließend scheint es so, als würde hier eine massive wirtschaftliche Änderungen mit kaum absehbaren Folgen einfach durchgewunken werden, auf die Europa nicht wirklich vorbereitet ist. Aus unserer Perspektive ist eine schnelle Intervention oder zumindest Thematisierung des Problems durch die Politik absolut notwendig.
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