Wo lauern versteckte Kosten bei den Kontoführungsgebühren? Und was sind alternativen zu den zu teuren Konten?
Was Sie wissen müssen
- Leider ist es nach wie vor so, dass Banken auf ihrer Website häufig nicht alle Informationen zu den Kosten und Gebühren ihrer Girokonten leicht zugänglich machen.
- In vielen Fällen ist es nötig, selbstständig ins Preis- und Leistungsverzeichnis der Banken zu schauen. In unseren Detailartikeln zu den Angeboten der Banken erledigen wir das für Sie.
- Die Banken tendieren dazu, nur die Vorteile Ihrer Konten hervorzuheben.
- Häufig fehlen zum Beispiel Angaben zu Gebühren im Ausland oder bei der Nutzung einzelner Dienstleistungen, wie etwa der Bargeldabhebung am Schalter.
Wie Sie vorgehen können
- Schauen Sie auf unserer Seite nach den besten Girokonten, hier sind alle versteckten Kosten in die Wertung mit einbezogen.
- Prüfen Sie genau, welche Gebühren sich bei Ihrem aktuellen Konto vielleicht noch im Kleingedruckten verstecken und wechseln Sie gegebenenfalls die Bank.
- In den meisten Fällen sind die Gebühren bei Filialbanken deutlich höher als bei Direkt- und Onlinebanken.
Fehlende Transparenz bei den Kontoführungsgebühren der Banken
Die Banken in Deutschland sind dazu verpflichtet, Preis- und Leistungsverzeichnisse zur Verfügung zu stellen, in denen alle Kosten für Dienstleistungen wie die Kontoführung, Überweisungen und ähnliches aufgelistet sind. Wer sich aber einmal so ein Verzeichnis angesehen hat, weiß, dass man oft lange suchen muss, um die gewünschten Infos zu finden.
Gleichzeitig tendieren Banken dazu, auf ihren Websites erstmal nur die Eckpfeiler eines Kontos anzugeben. Dabei werden gerne auch mal negative Aspekte wie zum Beispiel sehr hohe Kosten für die Nutzung des Dispokredits oder Kontogebühren verschwiegen.
Ein weiterer Faktor, der die Kontoführungsgebühren bzw. Pauschalgebühren eines Kontos in die Höhe treiben kann, sind kostenpflichtige Karten. Wenn zum Beispiel die Girocard sich auf – zunächst niedrig erscheinende – 12 Euro im Jahr beläuft, sind die Pauschalkosten bzw. generellen Kontogebühren schon wieder um einen Euro pro Monat gestiegen.
Hier gilt es auf jeden Fall, einen guten Girokontovergleich zu konsultieren und ein Auge auf das Kleingedruckte zu haben. In vielen Fällen kann man dann auch noch kostenlose Girokonten finden:
Weitere Kostenfallen
Es gibt einige Kostenfaktoren, auf die man bei der Wahl des richtigen Girokontos besonders achten sollte, da gerade hier besonders gerne Gebühren versteckt werden oder zumindest nicht eindeutig ausgeschrieben sind.
Ersatz für Kreditkarte:
Zwar muss nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes bei Verlust gratis eine neue Kreditkarte gestellt werden, das Urteil wird aber nicht bei allen Banken richtig umgesetzt. So verlangen etwa die Targo Bank und Commerzbank, je nach Kontomodell, 15 Euro für eine Ersatzkarte.
Bei der DKB sind es zwischen 10 und 20 Euro.
Bareinzahlung und Kontoauflösung:
Bargeldeinzahlungen können bei vielen Banken Kosten verursachen, so muss man gerade bei Online- und Direktbanken fast immer Drittanbieter nutzen, da die Banken keine eigenen Automaten haben, wobei fast immer Kosten anfallen.
Die DKB bietet einen extra Service zur Bargeldabholung, wofür allerdings 30 Euro Kosten anfallen.
Einige Sparkassen verlangen auch bis zu 20 Euro gebühren, wenn man sein Konto auflöst und Spareinlagen zu einer anderen Bank übertragen will.
Ersatz für Kreditkarte:
Wie schon erwähnt ist auch der Dispokredit eine mögliche Kostenquelle. Hier gibt es sehr günstige Dispozinsen – zum Beispiel beim ING DiBa Girokonto oder dem DKB Cash – aber manche Anbieter lassen sich die Kontoüberziehung gut bezahlen. So zum Beispiel die Norisbank mit einem Zinssatz von 12,60%.
Viele Banken ziehen die Gebühren an
Besonders seit dem andauernden Sinkflug der Zinsen und die Strafzinsen auf Einlagen, die die Europäische Zentralbank erhebt, ziehen immer mehr Banken die Gebühren an um alternative Einnahmequellen zu schaffen. Es gibt immer weniger kostenlose Girokonten, immer öfter werden Gebühren für Leistungen verlangt, die früher kostenlos waren.
Von generellen Kontogebühren auf Girokonten bis zu Gebühren bei jeder Überweisung oder sogar Negativzinsen auf vorhandenes Guthaben werden nach und nach immer mehr Kosten an den Kunden weitergegeben.
Das Problem ist hier oft, dass Kunden bei den stetigen, kleinen Preiserhöhungen den Überblick verlieren. Die Bank muss einen zwar informieren, wenn die Kontoführungsgebühren steigen, insgesamt wirken die Gebühren aber oft zunächst nicht besonders hoch. Wenn sich aber Kontoführungsgebühren, Überweisungsgebühren etc. summieren, kostet das Konto plötzlich 20 Euro oder mehr im Monat.
Beispiele der neuen Preismodelle und Methoden
An dieser Stelle sollen drei Preismodelle die veränderten Strukturen bei den Banken und ihren Girokonten anschaulich machen. Wo werden Gebühren erhöht und wie werden die schlechten Zinsen an den Kunden weitergegeben?
1. Die Postbank
Seit November 2016 hat die Postbank ihr kostenloses Girokonto komplett abgeschafft und bietet stattdessen das sogenannte Postbank Konto Giro an. Dieses Modell kostet mindestens 1,90 Euro Kontoführungsgebühren im Monat, allerdings nur, wenn man alle Geschäfte online abwickelt. Bei allen anderen Leistungen, wie beleghaften Überweisungen, fallen hier relativ hohe Gebühren an. Wer seine Geschäfte auch ohne Zusatzkosten in der Filiale abwickelt können will, zahlt zwischen 3,90 und 5,90 Euro im Monat, je nach monatlichem Gehaltseingang.
2. Sparkasse Soest
Für besonders viel Aufsehen hat das Modell der Sparkasse Soest gesorgt: Zunächst einmal kostet das günstigste Girokonto-Modell hier bereits 3,50 Euro im Monat. Hinzu kommen allerdings 2 Cent Gebühren pro Klick beim Online Banking. So kostet dann das abrufen des Kontostandes auf der Website 2 Cent, genauso wie das Tätigen einer Überweisung. Nur an den stationären Automaten der Sparkasse ist noch ein kostenloses abrufen des Kontostandes möglich, außer natürlich, man bezahlt die höheren Grundgebühren von 5 Euro im Monat. Dann wird man von den Klick-Gebühren befreit.
3. Die DKB
Während das Girokonto der DKB nach wie vor kostenlos zu haben ist, gilt das nur noch mit einem Mindestgeldeingang. Mittlerweile ist das praktisch bei allen Girokonten der Fall. Kaum noch ein Konto kommt ohne Mindestgeldeingang aus. Auch die Girocard zum Konto ist mittlerweile optional und kostet, wenn man sie will, 0,99 Euro im Monat.
Besonders transparente Anbieter
Es gibt einige Anbieter, die wir wegen ihrer besonders übersichtlichen Websites und allgemeinen Transparenz empfehlen können.
Eine hohe Transparenz bietet zum Beispiel die Ethikbank. Man hat auf der Website der Bank alle wichtigen Informationen und erreicht diese über wenige Klicks. Es handelt sich nicht um das günstigste Girokonto, man weiß aber definitiv, woher welche Kosten kommen. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass die Ethik Bank hohen Wert auf faires Geld legt.
Ebenfalls vorbildlich ist die Darstellung des Fidor Smart Girokontos. Es besteht absolut keine Notwendigkeit sich durch die Preis- und Leistungsverzeichnisse der Bank zu wühlen, da auf der Website sehr ausführliche Informationen zu den verschiedenen Angeboten des Instituts zur Verfügung stehen.
Die Bank wechseln
Trotz aller hier beschriebenen Umstände fällt es den Deutschen offensichtlich sehr schwer, ihr Girokonto zu wechseln. Sehr widersprüchlich wirkt zum Beispiel die Tatsache, dass über 70% der Bankkunden sich bei ihrem Institut gut aufgehoben fühlen, obwohl ja, wie oben beschrieben, nur 30% der Kunden das Gefühl haben, das die Kosten ihres Anbieters transparent sind. Einige Institute tricksen. So werden Kontoführungsgebühren verringert und z. B. durch andere Gebühren für Daueraufträge wieder reingeholt. Wenn man diese Kosten vermeiden will, wechselt man das Konto.
Dabei ist ein Kontowechsel heute wirklich kein großer Aufwand mehr und Banken sind mittlerweile verpflichtet, bis zu einem gewissen Grad beim Wechsel zu helfen. So müssen zum Beispiel Daueraufträge automatisch an die neue Bank übertragen werden.
Wer immer noch keine Antwort auf die Frage: Welche Bank ist die beste für mich? hat, dem helfen wir gerne mit dem persönlichen Kontofinder weiter.
Redakteur: Stephan Gert
Bildquelle: Vielen Dank an sheadquarters für das Bild (sheadquarters/www.pixabay.de)
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