Seit Beginn des Jahres haben uns eine ganze Reihe von Nachrichten erreicht, wonach Menschen ein vermeintlich gutes Kreditangebot per Post von Banken zugesandt bekommen. Vor allem die „IKANO Bank“ ist häufig aufgetaucht. Einen der Briefe konnten wir sichern und haben ihn analysiert – handelt es sich um ein seriöses Angebot?
Was Sie wissen müssen
- Wenn Sie ungefragt ein Kreditangebot per Post bekommen, ist dies mit besonderer Vorsicht zu betrachten.
- Generell sollten Kreditangebote nur zu Ihnen kommen, wenn Sie diese explizit angefragt haben.
- Ganz allgemein lässt sich sagen, dass heute der Weg über das Internet zu den günstigeren und – wenn man ein wenig aufpasst – seriöseren Angeboten führt.
Wie Sie vorgehen können
- Nutzen Sie diesen Artikel um zu prüfen, ob Ihr Kreditangebot Warnzeichen aufweist, die wir hier beschreiben.
- Sollten Sie tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass es sich um Betrug handelt, können Sie sich damit an die Polizei oder Verbraucherzentrale wenden.
- Dasselbe gilt natürlich, wenn Sie bereits auf ein betrügerisches Schreiben eingegangen sind.
Direkt zu Anfang, ganz unabhängig davon, ob man tatsächlich einen Kredit bekommen kann: Wir sind der Meinung, dass es sich nicht um eine seriöse Geschäftspraktik handelt, Menschen, die nicht danach gefragt haben, fertige Kreditverträge zu schicken.
Ungefragtes Kreditangebot per Post
Wie man auf den Bildern sehen kann, fehlen nur ein paar Unterschriften und schon ist der Kredit beantragt – uns scheint das vor allem aus der Perspektive problematisch, dass man unter Umständen einen Kredit beantragt, den man gar nicht wirklich braucht, ohne groß darüber nachzudenken.
- Schulden:
- In Deutschland sind insgesamt über 7 Millionen Menschen verschuldet
- Das ist fast jeder 10. Erwachsene
- Insgesamt schulden die Deutschen den Banken über 200 Milliarden Euro
Auch das „Geprüft“ Siegel finden wir etwas merkwürdig, da es suggeriert, es wäre bereits alles für einen geklärt. Man wird in den Unterlagen auch bereits als „Antragsteller“ bezeichnet – ohne einen Antrag gestellt zu haben. Unten auf dem Kreditvertrag ist dann auch ein Verweis auf eine Restkreditversicherung eingebaut, auf die wir weiter unten noch eingehen.
Wichtig ist natürlich auch, dass das Geld nicht, wie es in dem Brief behauptet wird, „bereit liegt“. Es handelt sich lediglich um ein Angebot, zunächst muss ein Einkommensnachweis eingeschickt werden und die Bank kann den Kunden natürlich auch ablehnen.
Begrenztes Kreditangebot
Was dieses Problem noch befeuert, ist, dass das Angebot in unserem Fall nur bis Ende Januar 2020 gilt. Dass man wahrscheinlich einige Wochen später das nächste „besondere“ Angebot bekommt, wird dabei natürlich nicht erwähnt. Auf diese Weise wir man also gewissermaßen noch unter Druck gesetzt.
Auch was die generellen Konditionen des Kredits angeht ist Vorsicht geboten: Viele Anbieter arbeiten mittlerweile mit einem sogenannten „bonitätsabhängigen Zinssatz“. Das bedeutet, dass die angegebenen Konditionen variabel sind, also von der NACH der Unterschrift errechneten Bonität des Kunden abhängen.
Unnötige Restkreditversicherung
Dann kommt noch hinzu, dass bei dem Angebot, das uns vorliegt, eine Restkreditversicherung stark empfohlen wird, auf den ersten Blick dachten wir sogar, diese wäre „voreingestellt“. Die Versicherung kostet natürlich Geld und ist aus unserer Perspektive nicht für jeden sinnvoll. Ein 25 Jahre alter Mensch kann bei einem Kredit von 7.500 Euro unserer Ansicht nach durchaus auf eine Versicherung für den unerwarteten Todesfall verzichten.
Wir würden uns außerdem wünschen – das gilt allerdings generell für den Kreditmarkt – dass hier mehr mit leicht verständlichen Zahlen gearbeitet wird. Da die Kreditsumme des Angebots bereits festgelegt ist, könnte man hier einfach schreiben, bei wie viel man inklusive der Versicherung landet.
Merkwürdige Ausdrucksweise im Kreditangebot per Post
Zudem hat uns auch der Schreibstil der Unterlagen zunächst irritiert. So wird man mit „Hej“ begrüßt und es ist die Sprache von „Kash“ statt „Cash“ und „Sikkerhet“ statt „Sicherheit“. Die Bank hat ihren Hauptsitz in Schweden, und diese Verbindung wird anscheinend mit kleinen Anlehnungen an die schwedische Sprache aufrechterhalten.
Das ist natürlich nicht an sich unseriös aber es hat uns wie gesagt zunächst irritiert, weil wir dachten, hier schreib einfach jemand in schlechtem Deutsch, was häufig ein Hinweis auf unseriös Anbieter ist.
Wieso bekomme ich Kreditangebote per Post?
Nach weiteren Recherchen haben wir festgestellt, dass das Modell vom Kreditangebot per Post insgesamt immer mehr Zulauf erhält. Das kann selbst dann der Fall sein, wenn man mit der jeweiligen Bank ansonsten gar nichts zu tun hat. Vermutlich wurde in diesem Fall bei irgendeiner Aktivität im Internet ein Einverständnis erteilt, ohne, dass es einem zu diesem Zeitpunkt bewusst war.
Dies kann etwa passieren, wenn man an einer Umfrage teilnimmt – vielleicht war hier irgendwo ein Häkchen, dass man übersehen hat und welches Banken erlaubt, Werbung per Mail und Post zu versenden.
Hier finden Sie eine Liste seriöser Anbieter, die von uns geprüft wurden. Auch wenn Sie sich bei einem Anbieter unsicher sind, können Sie diesen in der Tabelle suchen.
Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht, ein Kreditangebot per Post bekommen? Dann schreiben Sie es uns in den Kommentaren! So können wir weitere Angebote prüfen und der Artikel kann noch mehr Menschen helfen!
Bildnachweis: Vielen Dank an meineresterampe©pixabay.com
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2 Antworten
Ja von der Ikana Bank..Dachten wäre ok, da wie dort auch eine Kreditkarte haben. Ist das nun schlimm das ein den angenommen haben?
Guten Tag,
nach unseren Informationen handelt es sich bei der Ikana Bank um ein durchaus seriöses Unternehmen, wenn das Angebot tatsächlich von dieser kam, müssen Sie sich vermutlich keine Sorgen machen.
Beste Grüße
die Redaktion