Für Kunden ist es inzwischen möglich, an Kartenterminals im Supermarkt, an der Tankstelle und eigentlich auch überall sonst zwischen verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten auszuwählen. Soll die Zahlung über die Girocard, Maestro oder V-pay abgewickelt werden? Die Neuerung setzt sich allerdings nur schleppend durch und wir fragen uns: Ist sie überhaupt sinnvoll?
Kunden sollen mehr Zahlungsmöglichkeiten haben
Eine neue EU-Vorschrift will den Kunden mehr Möglichkeiten an der Ladenkasse geben. So sollen diese zukünftig entscheiden, ob sie über ihre Bank, also per Girocard zahlen oder lieber die Angebote der Kartenanbieter, wie zum Beispiel Maestro von Mastercard, wahrnehmen. Beschlossen ist dies bereits seit drei Monaten, allerdings hat die neue Vorschrift so viel Streit zwischen Banken, Händlern und Kartenanbietern verursacht, dass sie sich noch kaum ausgewirkt hat.
Vorreiter in der Einführung der neuen Zahlungsmethode sind bisher Esso und die HEM Tankstellen. Hier hat der Kunde an der Kasse verschiedene Zahlungsmöglichkeiten zur Auswahl.
Kritik an der Verordnung
Man kann dieses Chaos und die schleppende Umsetzung gut nachvollziehen. Ein Problem der neuen Methode von Kartenzahlung und Zahlung per EC-Karte ist natürlich, dass so der Bezahlprozess in die Länge gezogen wird. Der Kunde muss einfach noch eine zusätzliche Entscheidung an der Kasse treffen und er muss zusätzliche Eingaben vornehmen. Vielen Händlern gefällt das nicht. Die Abläufe an der Kasse sollen schnell und unkompliziert sein. Dazu wurde die EC-Karte schließlich entwickelt. In einem Interview mit dem it-Finanzmagazin sagt Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des BVR (Bundesverband der Deutschen Volksbank) dazu: „wenn eine Verordnung dazu führt, dass die Kunden verwirrt sind und Kartenzahlung sogar länger dauert als Bargeldzahlung, ist niemandem geholfen.“
Ein weiterer Punkt, über den sich vor allem die Händler aufregen, sind mögliche Umsatzeinbußen. Ihre Abgaben sind bei den Angeboten der Kartenanbieter höher, als beim klassischen Bezahlverfahren über die Girocard. Dementsprechend freuen sich die Anbieter Maestro, Visa etc. Im Prinzip schenkt die EU ihnen mit der neuen Verordnung Millionen von Euro, da sie in Zukunft viel mehr Gebühren abgreifen können.
Vorläufige Lösung
Um den Streit beizulegen und die erweiterten Zahlungsmöglichkeiten an den Kunden weiterzugeben, hat man sich mittlerweile, zumindest fürs erste, geeinigt. Diese Einigung trägt den Namen BecN und ist eine Kompromisslösung der Terminal-Hersteller. Vorher hatten Händler verlangt, dass die Zahlung per Bank am Terminal einfach immer voreingestellt sein sollte.
BecN funktioniert hingegen so, dass, schon bevor die EC-Karte überhaupt mit dem Terminal in Berührung kommt, der Kunde auswählt, ob er die zusätzlichen Zahlungsmöglichkeiten angezeigt bekommen will oder nicht. Wählt er „Nein“, geschieht der Zahlvorgang genauso, wie wir es bisher kennen. Wählt man „Ja“, kann man zwischen den Zahlungsmöglichkeiten wählen. Zurzeit sieht es aus, als würde dieses System sich durchsetzen.
Was bringen die Zahlungsmöglichkeiten dem Kunden?
Der Zugrundeliegende Gedanke bei der Entscheidung der EU ist die Sicherstellung eines möglichst freien Marktes. Die Kunden sollen selbst entscheiden können, wie sie zahlen, Banken und Kartenanbieter sollen dieselben Chancen haben.
Allerdings ändert sich für den Kunden fast nichts. Der einzige Unterschied ist – wie jeder Mensch mit Kreditkarte weiß – dass es unterschiedliche Abbuchungs-Rhythmen vom Konto gibt. Bei der Zahlung über die Bank wird meist schon am selben oder nächsten Tag abgebucht, die Rechnungen von Maestro, Visa etc. kommen am Ende des Monats.
Zusammenfassung
Der Kunde bekommt durch die EU Verordnung zu den verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten mit der EC Karte ein bisschen mehr Freiheit beim Bezahlen. Er kann sich zwischen dem normalen Bezahlverfahren über die Bank oder der Zahlung über die Kartenanbieter wie Mastercard entscheiden. Bis auf den Zeitpunkt der Abbuchung hat dies allerdings keine Auswirkungen beim Kunden. Sollte sich die BecN-Methode durchsetzen, sollte das für Einkaufswütige auch keine allzu große Verlängerung der Wartezeit an den Kassen bedeuten.
In einem weiteren Artikel von uns gibt es zusätzliche Informationen zur Entwicklung moderner Banking-Lösungen und zur Zukunft des Bankings in Deutschland. Wen neben den neuen Möglichkeiten, Geld auszugeben, auch interessiert, wie man sein Geld heute noch anlegen kann, sieht sich unseren neusten Artikel zum Tagesgeld an.
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Redakteur: Stephan Gert
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Eine Antwort
Vielen Dank für diesen Beitrag über die Zahlung an einem EC Karten Terminal. Spannend, dass man dank der EU nun zwischen dem Bezahlverfahren über die Bank oder der Zahlung über die Kartenanbieter wie Mastercard entscheiden kann. Ich zahle schon seit Jahren immer mit EC Karte und bin begeistert, dass inzwischen fast alle Geschäfte EC Terminals haben.