Staat, Unternehmen sowie zahlreiche Privathaushalte schauen jeden Monat gespannt auf die Bekanntgabe der Inflationszahlen. Lag die Preissteigerungsrate in 2022 mit teilweise rund zehn Prozent auf einem sehr hohen Niveau, haben sich die Inflationszahlen heute wieder deutlich entspannt.
Trotzdem empfinden zahlreiche Verbraucher die Preissteigerung auch aktuell noch als stark. Das ist die sogenannte gefühlte Inflation. Wir widmen uns im Beitrag näher dem Thema Inflation sowie den Gründen, warum es nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen der gefühlten und der offiziellen und messbaren Inflationsrate gibt.
- Die Inflationsrate sagt aus, in welchem Umfang die Preise zum Beispiel im Vergleich zum Vormonat oder zum Vorjahr gestiegen sind.
- Gemessen wird die Inflation am Preisniveau eines Warenkorbes, der zahlreiche alltägliche Güter und Dienstleistungen beinhaltet.
- Hierzulande ist die gefühlte Inflation oft deutlich höher als die messbare Inflation, was unter anderem auf die deutlicher gestiegenen Lebensmittelpreise zurückzuführen ist.
- Die offizielle Inflationsrate wird monatlich veröffentlicht, sodass Sie diese als Gradmesser für die echte Preissteigerung nutzen können.
- Ihre persönliche Preissteigerungsrate kann von den offiziellen Inflationszahlen heute abweichen, je nachdem, welche Güter und Dienstleistungen Sie nutzen.
- Um Ihre eigene Inflationsrate zu ermitteln, notieren Sie sich die Preise für zum Beispiel Lebensmittel und Dienstleistungen, um dann später zu vergleichen, wie sich diese Preise entwickelt haben.
Kurz erklärt: Inflation (Preissteigerung) und Inflationsrate
Als Inflation wird eine allgemeine Preissteigerung am Markt bezeichnet, die nicht nur einzelne Produkte oder Dienstleistungen betrifft. Per üblicher Definition handelt es sich bei der Inflation um einen Anstieg des Preisniveaus, der über einen längeren Zeitraum hinweg anhält. Gemessen wird die Inflation 2025 und generell anhand des Verbraucherpreisindex, den das Statistische Bundesamt veröffentlicht.
Im Gegensatz zur Inflation bezeichnet die Inflationsrate die Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber einem vergangenen Zeitraum, zum Beispiel dem letzten Monat. Angegeben wird die Inflationsrate in Prozent. Sie stellt dar, wie sich die Preise für Güter und Dienstleistungen in Deutschland verändert haben. Alternativ wird häufig von der Teuerung bzw. Teuerungsrate gesprochen.
Warum man genau hinschauen muss: Inflationsrate, Kerninflation und was ist im Warenkorb enthalten?
Rund um das Thema Inflation gibt es mehrere Begriffe. Neben Inflation und Inflationsrate ist die sogenannte Kerninflation ein weiterer Fachbegriff. Sie dient in erster Linie dazu, die wirtschaftlichen Ursachen der Entwicklung der Preise besser erläutern zu können. Aus dem Grund beinhaltet die Kerninflation – im Gegensatz zur gewöhnlichen Inflation – weder Nahrungsmittel- noch Energiepreise. Der Grund ist, dass die Preise für Lebensmittel und Energien wie Strom oder Gas größere Schwankungen aufweisen.
Gemessen wird die Inflation am Verbraucherpreisindex, der wiederum die Preise für den sogenannten Warenkorb zusammenfasst. Dieser Korb enthält sämtliche Produkte und Dienstleistungen, die ein Durchschnittshaushalt in Deutschland statistisch braucht.
- Ausgaben für die Wohnung
- Nahrungsmittel und Getränke
- Gas und Brennstoffe
- Wasser
- Bildung
- Kleidung
- Hygieneartikel
- Gesundheit
- Freizeitausgaben
Es gibt in etwa 750 Waren mit mehr als 300.000 Preisen, die im Warenkorb enthalten sind und auf deren Grundlage des Verbraucherpreisindex gebildet wird.
Unterschied gefühlte vs. offizielle Inflation: Was sind die Gründe?
Neben der offiziellen Inflation, die anhand des erläuterten Verbraucherpreisindex gemessen wird, gibt es schon lange die sogenannte gefühlte Inflation. Damit ist gemeint, in welchem Umfang die Privathaushalte von ihrem Gefühl her meinen, dass die Preise angestiegen sind. Häufig hört man von Verbrauchern die Aussage: „Alles ist viel teurer geworden“, selbst wenn die offizielle Inflation 2025 oder in einer vorherigen Periode auf einem niedrigen Niveau liegt.
Wie groß die Diskrepanz zwischen gefühlter Inflation und den gemessenen Inflationszahlen heute sowie in der Vergangenheit sein kann, zeigt eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft für 2023 usw. 2024. Die Teilnehmer gaben an, in welchem Umfang die Preise von ihrem Gefühl her gestiegen sind. Unserer Tabelle entnehmen Sie, wie sich gefühlte und offizielle Inflation unterscheiden:
Offizielle Inflation | Gefühlte Inflation |
|
---|---|---|
August 2022 (IU Internationale Hochschule) | 7,90% | 34,20% |
2023 | 5,90% | 14,40% |
2024 | 2,20% | 15,30% |
Besonders drastisch war der Unterschied zwischen gefühlter und offizieller Inflation im Jahre 2022, in dem auch die gemessene Inflationsrate recht hoch ausfiel. Was aber sind nun die Gründe dafür, dass die gefühlte Inflation zum Teil über zehn Prozent höher als die offizielle Inflation ausfällt?
Gestiegene Preise bei den Grundnahrungsmitteln: In der Vergangenheit sind die Preise für Lebensmittel oft deutlicher gestiegen, als es bei der allgemeinen Inflationsrate der Fall war. Da Güter des täglichen Bedarfs für Verbraucher sehr relevant sind, ergibt sich daraus bereits ein Grund, dass die gefühlte Inflation höher als die gemessene ausfällt.
Gewichtung des Warenkorbes: Die offizielle Inflationsrate ergibt sich aus dem Warenkorb, der die Ausgaben sämtlicher Haushalte darlegt. In vielen Privathaushalten setzt sich der individuelle Warenkorb jedoch deutlich abweichend zusammen, sodass dies ein Grund dafür ist, dass die gefühlte Inflation höher als die gemessene ist.
Regionale Unterschiede: Ebenfalls verbunden ist die relativ hohe gefühlte Inflation mit regionalen Unterschieden bei der Preisentwicklung. Die Preise sind in der Vergangenheit in manchen Regionen deutlich stärker als in anderen Gegenden gestiegen. Für die betroffenen Haushalte ist die Inflation daher – nicht nur gefühlt – höher als es im gesamten Bundesdurchschnitt der Fall ist.
Verstärkte subjektive Wahrnehmung: Zahlreiche Privathaushalte haben ihre bevorzugten Dienstleistungen oder Produkte, die sie häufig kaufen und in Anspruch nehmen. Ist nur bei wenigen dieser Güter ein deutlicher Preisanstieg zu verzeichnen, wird das häufig „im Kopf“ auf die allgemeine Inflation übertragen.
Übersicht über einige Inflationsdaten der letzten Jahre
Die folgenden Eckdaten zeigen, wie sich die Inflationsrate in Deutschland binnen der vergangenen Jahre jeweils zum Vorjahr entwickelt hat:
- 2019 zu 2018: 1,7 %
- 2020 zu 2019: 0,5 %
- 2021 zu 2020): 3,1 %
- 2022 zu 2021: 6,9 %
- 2023 zu 2022: 5,9 %
- 2024 zu 2023: 2,2 %
Im Jahresdurchschnitt war die Inflationsrate 2023 gegenüber dem Vorjahr (2022) noch um 5,9 Prozent gestiegen. Besonders deutlich waren die Preiserhöhungen bei der Haushaltsenergie (14 %) sowie bei Nahrungsmitteln (12,4 %). Im vergangenen Jahr (2024) wurde der Anstieg der Inflationsrate deutlich gebremst. Im Vergleich zu 2023 stieg sie im jährlichen Durchschnitt nur noch um 2,2 Prozent. Bei Nahrungsmitteln gab es im Vergleich zu 2023 sogar nur einen Anstieg um 1,4 Prozent. Die Inflationsrate Anfang 2025 liegt um die 2 Prozentmarke und somit faktisch wieder im Zielkorridor der EZB. Doch auch wenn Inflationsraten sinken, ohne Deflation(negative Inflationsraten) bleiben Ihre Folgen für viele Jahre danach bestehen.
Inflationszahlen in der Addition
Wenn wir die Inflationszahlen von 2022 bis 2024 addieren, ergibt sich eine Gesamtinflation von 15 Prozent. Es klingt manchmal harmlos, wenn die Inflationsrate von einem auf den anderen Monat um zum Beispiel „nur“ 0,9 Prozent steigt. Wenn das jedoch jeden Monat passiert, gäbe es am Jahresende einen Kaufkraftverlust von im Beispiel 10,8 Prozent – also ist „alles“ um über zehn Prozent teurer geworden. Hinzu kommt, dass es zwischen 2022 und 2024 keine „Deflation“ gab, sondern die Preise sind im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr stetig gestiegen. Klarer wird es, wenn man sich des Big-Mac-Indexes bedient und dessen Preise zwischen 2002 und 2025 betrachtet. Diese Zahlen machen aus der gefühlt höheren Inflation eine reale, denn das konnten viele Lohnsteigerungen nicht auffangen und somit ist das Portemonnaie aktuell zum Monatsende sichtlich leerer als noch vor 3 Jahren:

Ermitteln Sie Ihre persönliche Inflation 2025
Der oft deutliche Unterschied zwischen gefühlter und gemessener Inflation ist ein spannendes Thema. Allerdings lässt sich relativ gut begründen, warum viele Haushalte die Preissteigerung als höher empfinden, als zumindest im Bundesdurchschnitt gemessen wird. Wenn Sie Ihre persönliche Inflationsrate ermitteln möchten, notieren Sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt die Preise für die wichtigsten Güter und Dienstleistungen, die Sie kaufen und nutzen. In regelmäßigen Abständen überprüfen Sie, wie sich diese Preise entwickelt haben. So können Sie vergleichen, wie die offizielle Inflation heute im Vergleich zu Ihrer persönlichen Preissteigerung aussieht.
Gemäß Deutscher Bundesbank erwarten Fachleute eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,3 % für 2025, 1,9 % für 2026 und 2,0 % für 2027.

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Eine Antwort
Endlich mal eine gute Erklärung, warum es mir immer so vorkommt, als wenn die Preise viel mehr steigen als die Inflation.