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Wero – Zukunftsmusik oder Kampf auf verlorenem Posten?

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Letztes Update 24. April 2025

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die europäische Zahlungsalternative Wero

Das Weltgeschehen wird mit jedem Tag unübersichtlicher. In Zeiten wie diesen wird es zunehmend schwerer, sich auf bestehende Systeme und internationale Partnerschaften zu verlassen. Europäische Banken starten deshalb eine neue Initiative: Wero.

Bei uns finden Sie alle Infos zu dem neuen Zahlungssystem – ein kritischer Blick in die Zukunft inklusive.

Was ist Wero?

Zuerst das Allerwichtigste: Was ist Wero? Entgegen dem, was man im ersten Moment vielleicht erwarten würde, ist es kein neuer Drittanbieter in der Art von Paypal und Klarna. Wero ist ein Dienst der European Payments Initiative (EPI Company SE).

Hinter dieser stehen bislang 16 europäische Banken, welche sich mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, das neue europäische Zahlungssystem zu etablieren. Wero soll ein erfolgreicherer Nachfolger von GiroPay und damit der Weg in ein unabhängigeres Europa sein.

Große Versprechen. Und der Vorteil? Mit Wero soll es möglich sein, Geld binnen Sekunden von einem Bankkonto zu einem anderen zu transferieren, ohne dass dafür die IBAN des Empfängers benötigt wird. Die E-Mail-Adresse oder Telefonnummer sind ausreichend.

Wie funktioniert Wero?

Doch wie benutzt man Wero denn nun genau? Grundsätzlich können Sie Wero nur nutzen, wenn Ihre Bank den Dienst auch unterstützt. Dies ist nicht bei allen Banken der Fall. Sollte Ihre Bank im Bündnis sein, stehen die Chancen gut, dass Wero bereits in Ihrer Banking-App integriert ist und Sie den Dienst dort aktivieren können.

Optional gibt es für Banken, die Wero nicht in ihrer eigenen App anbieten, auch noch die Wero-App. Über diese können Sie, sofern Ihre Bank den Service unterstützt, ebenfalls Geld überweisen. Dieses wird dann von Ihrem Bankkonto abgezogen und ist binnen 10 Sekunden auf dem Bankkonto des Empfängers sichtbar.

Tipp: Sie wollen wissen, ob Ihre Bank dabei ist? Geben Sie einfach Ihre Bank in das Suchfeld der Wero Bankenübersicht ein, um herauszufinden, ob diese gelistet ist.

Im Moment kann Wero nur genutzt werden, um Geld an Freunde oder Familie zu schicken. Hierfür müssen sowohl Sie als auch die Person, an die Sie Geld schicken oder von der Sie Geld empfangen wollen, den Service aktiviert haben. Danach benötigen Sie nur noch die Handynummer oder die E-Mail-Adresse des Empfängers, um sekundenschnell Geld zu transferieren und zu empfangen. Sie brauchen keine IBAN, um das Geld zu überweisen.

Neben dem klassischen Hin- und Herschicken können Sie mit Wero auch Geld von Ihren Freunden und Ihrer Familie anfordern. Wenn jemand Ihnen noch Geld schuldet, schicken Sie einfach eine Zahlungsaufforderung. Sofern die andere Person die Wero Benachrichtigungen am Handy angeschaltet hat, erhält sie dann regelmäßige Erinnerungen.

Wero Zahlungen vornehmen mithilfe von Handynummer und E-Mail

Was unterscheidet Wero von bereits existierenden Diensten?

Geld sekundenschnell an Freunde und Familie schicken klingt gut – aber auch bekannt. Mit Echtzeitüberweisungen und Paypal kann man auch jederzeit schnell Geld verschicken. Wieso also Wero nutzen?

Der Unterschied zwischen Echtzeitüberweisungen und Wero ist eine reine Bequemlichkeit, die im Alltag allerdings von Nutzen sein kann: Für Echtzeitüberweisungen benötigt man die IBAN des Empfängers. Wenn Sie dagegen eine Zahlung mit Wero senden, benötigen Sie nur die Telefonnummer oder die E-Mail. Diese hat man tendenziell eher griffbereit als die IBAN.

Während man bei Paypal auch keine IBAN benötigt, ist der Unterschied zu Wero hier struktureller Natur. Paypal ist ein Drittanbieter, bei dem ein Konto zur Geldablage, aber ohne IBAN angelegt werden muss.

Wenn Sie per Paypal Geld an Ihre Freunde oder Familie schicken und kein Geld auf Ihrem Paypal-Konto haben, zieht Paypal Geld von Ihrem Bankkonto auf Ihr Paypal-Konto und schickt es von diesem auf das Paypal-Konto des Empfängers. Wero ist im Gegensatz dazu kein Drittanbieter, sondern ein Dienst, der direkt von den Banken angeboten wird.

Zwar müssen Sie sich für Wero auch anmelden, allerdings wird dabei kein extra Konto erstellt. Wenn Sie mit Wero Geld verschicken, wird dieses direkt von Ihrem Bankkonto auf das Bankkonto des Empfängers überwiesen. Sie sparen sich also einen Schritt in der Daten- und Zahlungskette. Weniger Schritte bedeuten weniger Angriffspunkte.

Was ist dir bei einem digitalen Zahlungssystem am wichtigsten?
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Zukunftspläne und Stolpersteine

Als weit gefasste Initiative der europäischen Banken gibt es natürlich große Pläne. Wenn Wero der Zahlungsdienst sein soll, der Europa unabhängig macht, gibt es noch einiges zu tun. Gleichzeitig gibt es bei so gut etablierter Konkurrenz natürlich auch Punkte, bei denen man sich fragt, ob das neue System nicht schon aufgrund seiner Beschaffenheit auf verlorenem Posten kämpft.

Doch das Positive zuerst:

Zukünftig ist geplant, noch mehr Banken ins Bündnis zu holen, so dass der Wero-Dienst breitflächiger angeboten werden kann. Hierfür ist auch die Ausbreitung auf mehr europäische Länder geplant. Während der Dienst momentan nur in Belgien, Deutschland und Frankreich nutzbar ist, soll er zukünftig in ganz Europa etabliert werden.

Zusätzlich ist auch eine Zusammenarbeit mit Händlern geplant, so dass Wero dort als eine Zahlungsmöglichkeit angeboten werden kann. Das Formular für Händler, die mitmachen wollen, ist bereits auf der Website von Wero verfügbar.

In Bezug auf die Händler kommen allerdings direkt die ersten großen Fragezeichen auf. Auf der Website von Wero wird sehr eindringlich von Europa gesprochen. Wero soll das unabhängige europäische Zahlungssystem sein und in ganz Europa nutzbar sein. Doch was ist mit Banken außerhalb von Europa? Soll man mit Wero auch im besten Fall nur bei europäischen Händlern zahlen können?

Und auch wenn wir innerhalb der EU bleiben, stellt sich die Frage, wie Umrechnungskurse verschiedener Währungen bei Wero gehandhabt werden sollen. Immerhin haben nur 20 der 27 Länder der Europäischen Union den Euro als Währung. Die Möglichkeit, ohne zusätzliche Kosten und immer mit dem aktuellsten Wechselkurs überweisen zu können, wäre ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Bisher sind diesbezüglich allerdings noch keine Informationen auf der Website von Wero verfügbar.

Paypal als größter Konkurrent bietet außerdem Funktionen, bei denen es Wero schwerfallen dürfte, nachzuziehen. In Bezug auf den Datenschutz und die allgemeine Sicherheit klingt es im ersten Moment attraktiv, sein Geld ohne Drittanbieter verschicken zu können. Allerdings bietet ein eigenständiges Konto, wie man es bei Paypal einrichtet, auch Vorteile.

Für das Geld, das sich auf dem Paypal-Konto befindet, gilt keine Verfügungsgewalt. So lange das Geld auf dem Paypal-Konto bleibt, muss es also nicht versteuert werden.
Auch die „30 Tage später zahlen“-Funktion wäre ohne eigenständiges Paypal-Konto nicht umsetzbar.

Da Paypal ein in den Zahlungsprozess eingebundenes Unternehmen ist, bietet es außerdem einen weiteren Ansprechpartner bei Zahlungsproblemen. Wenn der Kundenservice von einem Shop Ihnen nicht weiterhilft, können Sie sich immer noch an Paypal wenden und im Zweifelsfall so Ihr Geld zurückbekommen. Ein Dienst, von dem Wero sich auf seiner Website aktiv distanziert.

Nicht zuletzt bietet Paypal auch die „Express“-Funktion, die beim Check-Out Zeit spart. Die persönlichen Informationen sind bei Paypal gespeichert und müssen deshalb nicht extra im Shop eingegeben werden. Wero hat diesbezüglich noch keine Angaben gemacht. Allerdings könnte es eine Möglichkeit sein, dass diese Funktion zukünftig auch über die Wero-App angeboten werden könnte, sobald sich Händler der Initiative anschließen.

Keinen direkten Konkurrenten, aber auch ein relevantes Unternehmen, wenn es um Zahlungssysteme geht, bildet Klarna. Auch hier wird ein eigenes Konto erstellt, durch das 30 Tage Shopping und Cashback-Funktionen ermöglicht werden.

Besonders in Bezug auf das Sicherheitsgefühl sind 30-Tage-Zahlungen hochrelevant. Immerhin gibt es wohl kaum etwas, das sich sicherer anfühlt, als erst zu zahlen, wenn man den Artikel erhalten hat.

Nicht nur in Bezug auf diese Funktion könnte es Wero also zum Verhängnis werden, dass es kein Drittanbieter mit eigenem Konto ist. Wenn das Geld direkt vom Bankkonto abgeht und man keine zusätzliche Hilfe erwarten kann, könnte es im Zweifelsfall schwer werden, sein Geld zurückzubekommen.

Wer shoppt gern mit so einem Gefühl? Besonders wenn es Alternativen gibt, bei denen man sein Geld erst aus der Hand gibt, wenn man weiß, dass alles okay ist.

internationale Zukunftspläne von Wero

Fazit

Trotz all der Kritik und den zweifelnden Blicken sollte man bedenken, dass Wero sich als Projekt noch stark in der Anfangsphase befindet. Entsprechend ist es schwer abzuschätzen, in welche Richtung sich der Dienst entwickelt. Wie viele Chancen wahrgenommen werden und ob Wero überhaupt groß und international genug wird, um eine Konkurrenz für Unternehmen wie Paypal zu werden, wird sich zeigen. Gleichzeitig steckt Wero die Erwartungen ziemlich hoch, weil es sich selbst als „DIE starke und unabhängige europäische Lösung beim digitalen Bezahlen“ bezeichnet.

Es ist fraglich, ob das Konzept „Geld schnell schicken“ ausreicht, um dieses Ziel zu erreichen, besonders wenn andere Dienste noch mehr Funktionen und Vorteile bieten. Weros großer Selling-Point, die direkte Bindung an die Banken, könnte ihm in mancher Hinsicht zum Verhängnis werden.

Wenn man sich ein bisschen von den hoch gesteckten Zielen entfernt und einen Blick in die Zukunft wirft, kommt außerdem die Frage auf, ob Wero überhaupt besser bzw. genauso gut wie Paypal sein muss. Immerhin scheint es offensichtlich, dass es bei der europäischen Unabhängigkeit in Bezug auf Zahlungssysteme vor allem um eine Unabhängigkeit von amerikanischen Firmen geht. Im Fall der Fälle wäre es dann wahrscheinlich auch ausreichend, wenn Wero eine funktionierende, nicht ganz so umfassende Alternative zu Paypal darstellt. Hauptsache eine Alternative.

In Bezug auf diese Aussicht steht allerdings immer noch im Raum, dass nicht ersichtlich ist, ob es mit Wero auch möglich sein wird, in Nicht-EU-Shops zu zahlen. Paypal ist ein international tätiges Unternehmen. Selbst wenn der Anspruch also nur wäre, eine Alternative zu sein, sollte Internationalität großgeschrieben werden.

Abschließend können wir festhalten, dass es durchaus begrüßenswert ist, dass ein breit angelegtes Zahlungsprojekt im Sinne der Unabhängigkeit von Europa gestartet wurde. Da bei diesem allerdings rein strukturell nicht absehbar ist, dass es ausländische Lösungen wie Paypal vollständig ersetzen kann, ist fraglich, von was für einer „Unabhängigkeit“ die Rede ist.

Im schlimmsten Fall scheitert die Initiative genauso wie ihr Vorgänger GiroPay. Die Ausmaße des besten Falls sind nicht absehbar. Und irgendwo in der Mitte stellt Wero einfach eine Mirko-Lösung für Zahlungen dar. Es bleibt abzuwarten, wohin das Projekt „Wero“ sich entwickelt. In der Zeit können wir Tee trinken und uns fragen, ob Zahlungssysteme wirklich der brennende Punkt sind oder ob es da nicht vielleicht andere Stellen gibt, die geradezu lodern.

Zum Beispiel: Was nützt mir eine Paypal-Alternative, wenn ich meine Kreditkarte nicht mehr benutzen kann?

Bildquellen: Vielen Dank an Andrea Piacquadio (©pexels) für die Bilder.

Zu Wero

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